Zwänge: Medikamente

Zwänge lassen sich unterstützend mit verschiedenen Medikamenten behandeln. Zumeist werden dabei Medikamente eingesetzt, die den Serotonin-Stoffwechsel beeinflussen.


Welche Medikamente helfen bei Zwängen?

In der medikamentösen Behandlung von Zwängen werden Medikamente eingesetzt, die einen Einfluss auf bestimmte Botenstoffe im Gehirn haben. Wie oben bereits erwähnt, werden dabei insbesondere Medikamente genutzt, die einen für Zwangserkrankungen positiven Effekt auf den Botenstoff Serotonin haben.

Sehr häufig kommen dabei die so genannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (engl.: Selective Serotonin-Reuptake-Inhibitor, SSRI) zum Einsatz. In Deutschland sind unter anderem die SSRI Fluoxetin, Fluvoxamin, Escitalopram und Paroxetin zur medikamentösen Behandlung der Zwangsstörung zugelassen.

Als Alternative zu den Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wird zum Beispiel auch der Nicht-selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Clomipramin eingesetzt.

Diese Medikamente haben bei vielen Erkrankten eine stabilisierenden Effekt, indem sie den Druck, den die Zwänge ausüben können, deutlich dämpfen. Dies führt dazu, dass es den Betroffenen leichter gelingen kann, sich gegen ihren Zwang zur Wehr zu setzten.

Ergänzend zur Behandlung mit Medikamenten ist die Durchführung einer regelmäßigen psychotherapeutischen Behandlung wichtig, denn bei einer reinen Medikamententherapie besteht – auch bei zunächst gutem Erfolg – eine Rückfallrate von ca. 70–80%. Durch die begleitende Psychotherapie besteht demgegenüber eine wesentlich höhere Aussicht auf eine dauerhafte Besserung der Zwangssymptomatik.

Wann sollte man bei Zwängen Medikamente einnehmen?

Für die Behandlung von Zwängen wird zumeist als Mittel der ersten Wahl eine Psychotherapie empfohlen. Die ergänzende Behandlung mit einem Medikament ist zum Beispiel dann sinnvoll,

Welches ist das beste Medikament gegen Zwänge?

Viele Betroffene interessiert die Frage: “Welches ist das beste Medikament gegen meine Zwänge?” Diese Frage lässt sich aber nicht so leicht beantworten, denn genau so, wie es ganz verschiedene Arten von Zwängen gibt, reagieren auch alle Menschen etwas unterschiedlich auf Medikamente.

Wie oben bereits beschrieben, gibt es bestimmte Medikamente bzw. Medikamentengruppen, deren Wirkung bei Zwängen gut untersucht ist. Alle diese Medikamente haben neben ihrer Wirkung auf Zwänge einige andere Eigenschaften. Einige wirken besonders gut bei Depressionen, einige machen einen eher müde und den Schlaf besser, andere wirken eher antriebssteigernd, usw. Auch die Nebenwirkungen unterscheiden sich leicht von Medikament zu Medikament.

Die Entscheidung, welches Medikament als erstes ausprobiert werden sollte, richtet sich also unter anderem nach den folgenden Fragen:

Wenn ein Medikament nicht gleich wirkt, heisst es zunächst einmal “Ruhe bewahren!”, denn wie wir unten noch genauer erläutern werden, brauchen die Medikamente oftmals deutlich länger als einen Monat, bis ihre Wirkung anfängt.

Falls über einen längeren Zeitraum noch keine ausreichende Wirkung spürbar wird, solte man zunächst überprüfen, ob die Dosis wirklich schon ausreichend hoch ist. Dabei muss beachtet werden, dass die Medikamente bei Zwängen oftmals höher dosiert werden sollten als zum Beispiel bei Depressionen. Alternativ besteht die Möglichkeit, zum Beispiel auf eine andere Wirkstoffgruppe zu wechseln.

Dabei “darf” es aber durchaus vorkommen, dass man zunächst einige Medikamente ausprobieren muss, bis man das richtige gefunden hat - denn wie gesagt, einhundertprozentig lässt sich nicht vorhersagen, wie jemand persönlich auf ein Medikament reagiert, dafür sind wir alle zu unterschiedlich. Deswegen hilft es auch nicht unbedingt, sich danach richten zu wollen, was “meinem Bekannten am besten geholfen” hat...

Und auch durch folgende Situation brauchen Sie sich nicht verunsichern zu lassen:

Betroffener: “Ich nehmen jetzt schon seit 8 Wochen Medikament XY, aber es hilft nicht so recht. Mein Arzt will das Medikament jetzt wechseln.”

Ein guter, allwissender Bekannter: “Waaas? Das hilft bei dir nicht?? Also bei Frau Meier hat es SOFORT geholfen!!”

Solche und ähnliche Situationen sind immer sehr dafür geeignet, die Betroffenen zu verunsichern. Bitte bedenken Sie deswegen immer, dass Sie eine ganz eigene Persönlichkeit sind, und dass ihr Körper ganz individuell auf Medikamente reagieren darf.

“Ich nehme Medikamente gegen meine Zwänge, was muss ich beachten?”

Dauer bis zum Wirkungseintritt

Zunächst einmal ist es zu Beginn der Behandlung wichtig zu wissen, dass die Wirkung der Medikamente zumeist erst nach 4 bis 12 Wochen eintritt. Eine erste Erleichterung kann sich vielleicht schon nach einigen Tagen einstellen, die “richtige” Wirkung braucht aber einige Zeit - denn die Medikamente sollen ja nicht “den Kopf umstellen” sondern ihm langsam einen Weg aus den Zwängen auftun.

Das Wissen um diese Dauer bis zum Wirkungseintritt ist sehr wichtig, denn es passiert leider regelmäßig, dass Patienten von ihrem Arzt die Medikamente ohne die oben genannte Information verschrieben bekommen - und die angebrochene Medikamenten-Packung dann nach fünf Tagen im Abfalleimer landet, “weil die Medikamente nicht helfen”.

Entsprechend gilt: Um beurteilen zu können, ob die Medikamente wirken und helfen, muss ich sie mindestens vier Wochen einnehmen, eher länger.

Regelmäßige Einnahme

Da die Medikamente sehr lange brauchen, bis eine entsprechende Wirkung eintritt, sollten sie regelmäßig eingenommen werden. Es macht dabei nicht sehr viel aus, wenn Sie mal eine Tablette vergessen. Aber ein häufigeres Weglassen oder Wechseln der Dosierung sollte vermieden werden.

Dosierung

Die genaue Dosierung sollten Sie entsprechend mit Ihrem Arzt besprechen. Dabei wird in der Behandlung von Zwängen oftmals eine höhere Dosierung genommen, als zum Beispiel in der Behandlung von Depressionen.

Nebenwirkungen

Wie alle Medikamente, haben auch die Medikamente, die gegen Zwänge eingesetzt werden, bestimmte Nebenwirkungen. So können zum Beispiel viele der Medikamente, die auf den Serotonin-Stoffwechsel wirken, in den ersten Tagen Unruhe, Übelkeit oder ähnliches hervorrufen. Diese Nebenwirkungen bessern sich aber zumeist, nachdem man das Medikament einige Tage eingenommen hat. Bezüglich weiterer Nebenwirkungen sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt.

Laborkontrollen, EKG usw.

In den ersten Wochen ist es sinvoll, immer mal wieder zu überprüfen, ob der Körper das Medikament gut verträgt. Deshalb ist es hilfreich, in bestimmten Abständen Blutwerte, EKG usw. zu kontrollieren.

Kombination mit anderen Medikamenten oder Alkohol

Generell gilt: Wenn Sie bereits andere Medikamente einnehmen, sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, ob es Wechselwirkungen geben kann. Auf Alkohol sollten Sie - zumindest in den ersten Tagen, bis sie sich an die Medikamente gewöhnt haben - auf jeden Fall verzichten, damit Sie nicht aus der Kombination Alkohol+Medikament heraus zu müde, unruhig, unaufmerksam o.ä. werden. Auch später sollten Sie beachten, dass Sie mit den Medikamenten Alkohol vielleicht nicht mehr so leicht vertragen wie früher.

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